Den ersten Teil dieser Quote habe ich für euch bereits geschlachtet, zerlegt, filetiert und inklusive Trüffelpommes serviert. Spätestens nach dem Komma, ist es Zeit das Stamement „Women like rough sex, not rough relationships you fucking assholes.” von allen Seiten zu betrachten.
Frauen mögen etwas, okay abgehakt. Was sie nicht mögen sind „rough relationships“. Moment, ich übersetze mal kurz für den heteronormativen Cis-Mann: Fick sie ordentlich, statt sie in einer Beziehung unglücklich zu machen. Daraus könnten zwei Annahmen resultieren. Zum einen: Erfüllender Sex und eine glückliche Beziehung sind nicht miteinander vereinbar. Mist. Des Weiteren verleitet die Aussage, und auch mein überspitzer Übersetzungsvorschlag dazu, die Verantwortung für eine glückliche Beziehung in die Hände der männlichen Partnerperson zu legen. Damit kommen wir zu einem meiner Meinung nach riesigen Problem in unserer Gesellschaft.
Einseitige Gleichberechtigung
Der Mann soll die Frau glücklich machen. Klingt gut oder? Ja, wahrscheinlich, weil du das hier gerade als Frau liest. Okay, dann so rum: Frauen sollen ihre Männer glücklich machen. Irgendwie nicht mehr so geil? Komisch. Dabei haben wir einfach nur die Akteure vertauscht. Und so, liebe Damen und Herren, funktionieren toxische Rollenbilder. Natürlich, wenn wir die zwei Sätze mehr als einmal lesen, kurz innehalten und nachdenken, ist daran wenig toxisch. Das möchte ich auch nicht behaupten, denn im Grunde ist es ein schöner gegenseitiger Anspruch, sich in einer Partnerschaft glücklich zu machen. Toxisch ist viel mehr, was wir in die jeweiligen Aussagen hineininterpretieren.
Jemanden glücklich zu machen ist in vielen Fällen nicht so ganz klar definiert. Mache ich jemanden einfach nur etwas glücklicher als er/sie vorher schon war? Bin ich die Kirsche auf dem schmackhaften Eisbecher seines/ihres Lebens? Oder bedeutet glücklich machen, der Existenz des Anderen überhaupt erst einen Sinn zu geben, mich um die Person zu kümmern und Glück herzustellen wo vorher keines oder nur wenig war? Letzteres sollte jedoch niemals die Aufgabe einer anderen Person sein, außer vielleicht eures Therapeuten.
Genauso ist es, liebe Damen, nicht die Aufgabe eines Mannes euch auf Händen durchs Leben zu tragen wie ein rohes Ei. Zumindest nicht dauerhaft. Kein Ei hat etwas gegen ein paar Streicheleinheiten, einen Ausflug ins Lieblingsrestaurant oder einen kleinen Urlaub in der Sänfte. Aber überlassen wir das mit den Eiern doch grundsätzlich lieber den biologischen Männern und kümmern und um unseren eigenen Kram. Ein eigenständiger, erwachsener Mann sollte besseres zu tun haben, als euch durchgehend zu verhätscheln.
Boss Babe Quote: Die liebevolle Unabhängigkeit
Jetzt sagst du, okay verstanden, aber mit der Aussage „Eine Frau soll ihren Mann glücklich machen!“ kannst du irgendwie auch nicht leben? Schließlich bist du, Queen, ja nicht auf dieser Welt um anderen zu gefallen, bist strong und indipendent, lässt dir von niemanden etwas vorschreiben, schon gar nicht von einem Mann? Vielmehr soll dieser dich mit Respekt behandeln, so wie du es verdient hast. Er soll dir Freiheiten lassen, dich nicht einsperren, du willst anziehen was du willst, gehen wohin du willst und nach Hause kommen wann du willst. Und am besten ist der Liebste dann auch noch wach um schnell ein paar Chicken Nuggets zu holen, während du in seinem Shirt auf der Couch hängst und er dich auch ohne Make-up liebt. Alles vollkommen richtig. So soll es sein.
Aber wie wäre es, Schatz, wenn du, sollte er mal spontan mit seinen Jungs losziehen um etwas zu trinken, nicht alle 45 Minuten per Whatsapp fragst, wann er zuhause ist. Wenn du ihm einfach eine Ibu auf den Nachttisch legst und ihm morgens um 6 den besoffenen Kopf kraulst? Kannst du deinem Mann, wenn er ausgeht auch mal sagen: „Du siehst echt toll aus.“ Kannst du, ohne dass deine innere Beyonce „Girl Power!“ schreit, zum dritten mal in der Woche seine dreckigen Teller wegräumen, einfach weil er nach dem Training auf der Couch eingeschlafen ist? Darf ich als starke, unabhängige, bad ass Frau meinem Mann kein Essen mehr kochen, wenn ich ihm gerne eine Freude machen will?
Toxische Relationship Goals
Lasst uns Gleichberechtigung in einer Partnerschaft nicht verwechseln mit: Ich benehme mich so wie ich will und du kannst das natürlich auch, aber nur, solange du meine One-Man-Show nicht störst. Und bitte verwöhn mich so gut du kannst, sei romantisch, nicht so ein Macho, zeig ab und zu deine weiche Seite, sei aufmerksam und sensibel – aber erwarte bloß nicht dasselbe von mir! Ich bin eine Frau, ich muss schließlich in einer Beziehung für mich selbst einstehen und stets Wert darauflegen, nicht zu kurz zu kommen. Das ist keine Gleichberechtigung, das ist Bullshit.
Irgendwie wurde „gespoiled“ werden, öffentlich Rummachen, ständig wie Bonnie und Clyde zusammen durch die Gegend zu fahren und matchende Sneaker tragen, zum Anspruch an eine glückliche (oder zumindest medienwirksame) Beziehung. Die Suche nach „Relationshipgoals“ und „Wifey material“ bestimmt unsere Partnersuche. Plötzlich ist eine ganz normale Beziehung, ohne gemeinsames Frühstück auf den Malediven und Verlobungsring in Paris, aber dafür mit Eifersucht, Streit wegen Geld und unterschiedlichen Familienidealen – rough.
Ich verrate euch etwas: Eine Beziehung ist hin und wieder hart. Es ist nun mal einfach schwierig, wenn zwei Menschen täglich miteinander interagieren. Wenn Gefühle im Spiel sind, nicht nur die zueinander, sondern auch die zu allen anderen Menschen im Umfeld. Das Leben ist manchmal scheiße. Darin stimmt ihr mit sicher zu. Wieso also darf eine Partnerschaft nicht auch mal scheiße sein? Weil wir dann nichts auf Instagram posten können, die Quote nicht passt und wir zuhause bleiben während der/die Andere Spaß mit Freunden hat? Weil wir dann vor unseren Freunden und Familien zugeben müssen, dass es gerade halt nicht so toll läuft? Oder der Schwiegersohn heute nicht mit zum Abendessen kommt? Ist Harmonie denn wirklich der einzige Parameter für Glück? Vermutlich nicht, denn sonst gäbe es keine On-Off-Beziehungen, Menschen die zu ihren Ex-Partnern zurückkehren oder dieses eine Paar, dass jeder kennt. Die zwei, die sich permanent zoffen, aber trotzdem seit Jahren zusammen sind.
Quote widerlegt – Ein Fazit
Zurück zu unserer Quote. Grundsätzlich wird hier also ein vermutlich männlich gelesenes, sogenanntes „fucking Arschloch“ dafür verantwortlich gemacht, dass eine Beziehung unschön ist. Kann sein, muss aber nicht. Ich stimme zu: Frauen und ziemlich viele andere Menschen wünschen sich eine schöne Beziehung. Diese kann man aber nicht einfach suchen und sich hineinfallen lassen, wie in einen billigen Sitzsack. Einfach ausharren und „Arschloch“ rufen, sobald einem mal der Fuß einschläft. Man könnte sich auch vorher schon mal anders hinsetzten, oder den Mund aufmachen.
Resümee: Was haben wir also bei der Analyse der witzig gemeinten kleinen Quote „Women like rough sex, not rough relationships you fucking assholes“ gelernt? Ich fasse zusammen:
Der Wunsch nach hartem Sex kann uns alle betreffen – muss aber nicht. Daher ist es nicht in Ordnung (oder besser gesagt ein absoluter Hurensohn-Move) diesen Wunsch einfach anzunehmen. Und: Für eine bequeme Beziehung ist leider mehr als ein „fucking Arschloch“ zuständig.